Warum ist ein Schlaganfall ein Notfall?
Warum ist ein Schlaganfall ein Notfall?
Ein Schlaganfall entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn oder ein hirnversorgendes Gefäß im Halsbereich „verstopft“ ist oder „platzt“. Damit ist der Blutstrom in diesem Bereich unterbrochen. Die Gehirnzellen werden nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und können absterben.
Rund um das betroffene Hirnareal befinden sich Zellen, die nicht sofort zerstört werden. Sie sind zunächst nur in ihrer Funktion gestört. Diese Zellen gilt es durch schnelles Handeln zu retten. Dadurch können die (geistigen und körperlichen) Folgen des Schlaganfalls begrenzt oder vermieden werden.
Verschiedene therapeutische Verfahren müssen schnellstmöglich nach dem Schlaganfall eingeleitet werden. So kann z.B. die so genannte Thrombolyse -ein medikamentöses Verfahren zur Auflösung eines Blutgerinnsels bei einem Hirninfarkt –nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nur etwa bis zu viereinhalbStunden nach Auftreten der ersten Symptome durchgeführt werden. Aber: Vorher muss festgestellt werden, was der Grund des Schlaganfalls ist, denn bei einer Hirnblutung kommen andere Verfahren zum Zug als bei einem Hirninfarkt. Nicht alle Krankenhäuser haben die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Die Betroffenen müssen daher zur Behandlung in ein spezialisiertes Zentrum gebracht bzw. verlegt werden. Daher gilt: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall!
Wie kann man einen Schlaganfall erkennen und was ist beim Auftreten von Symptomen zu tun?
Ein Schlaganfall kann sich durch viele Symptome äußern, jedoch gibt es einige charakteristische. Da jeder Schlaganfall als Notfall zu betrachten ist, müssen auftretende Symptome sofort im Krankenhaus abgeklärt werden, also der Notruf über die Telefonnummer 112 (oder in den Bundesländern Bayern und Saarland über die örtliche Rufnummer 19222) alarmiert werden. Dies ist unabhängig davon, ob ein oder mehrere Zeichen beobachtet werden.Zu den Symptomen gehören:
- Sehstörungen
- Sprach-, Sprachverständnisstörung
- Lähmung, Taubheitsgefühl
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- Sehr starker Kopfschmerz
Bis der Rettungsdienst eintrifft, sollte man versuchen, den Betroffenen zu beruhigen und ggf. beengende Kleidung zu lockern. Man sollte ihm keine Getränke oder Medikamente geben: Eine durch den Schlaganfall ausgelöste Schluckstörung kann zu schwerem Verschlucken führen. Sollte der Betroffene bewusstlos sein, muss er in diestabile Seitenlage gebracht werden. Wenn Atmung und / oder Herzschlag aussetzen, muss sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Die Symptome eines Schlaganfalls können auch Hinweis für eine vorübergehende Durchblutungsstörung sein, müssen aberimmer ernst genommen werden, da jede Minute entscheidend sein kann. Auf keinen Fall sollte gewartet werden, bis sie sich wieder gebessert haben.
Was passiert mit einem Schlaganfall-Betroffenen, nachdem der Rettungsdienst alarmiert wurde?
Durch den Eingang des Notrufs bei der Rettungsleitstelle wird der Notarzt bzw. der Rettungsdienst alarmiert. Dieser versorgt den Betroffenen vor Ort und bringt ihn idealerweise so schnell wie möglich in ein für Schlaganfall-Betroffene spezialisiertes Krankenhaus / in eine Klinik.Im Krankenhaus wird der Betroffene zunächst körperlich untersucht. Um schnellstmöglich mit einer Therapie beginnen zu können, wird mittels einer Computertomographie (CT) nach dem Hauptgrund für den Schlaganfall gesucht. In dieser Röntgenschichtaufnahme kann schon zu Beginn zwischen einer Hirnblutung oder einem Hirninfarkt unterschieden werden. Abhängig vom ermittelten Hauptgrund wird dann die weitere Therapie eingeleitet.
Die ersten Stunden und Tage nach einem Schlaganfall verbringt der Betroffene idealerweise auf einer speziellen Überwachungs-und Therapiestation, einer so genannten Stroke Unit („Schlaganfall-Einheit“).
Warum engagiert sich die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe im Bereich der Notfallversorgung?
Die Gleichung „Schlaganfall = Notfall“ ist bisher für viele eine unbekannte Gleichung. Verschiedene wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass in Deutschland die Voraussetzungen für eine effektive Notfallbehandlung des Schlaganfalls noch nicht gegeben sind.
Konkret: Die Schlaganfall-Symptome sind sowohl in der Bevölkerung als auch bei den an der Rettungskette Beteiligten nicht ausreichend bekannt. Eine Befragung hatsogar ergeben, dass die Hälfte der Bevölkerung beim Auftreten von Symptomen nicht den Notruf tätigen würde. Dazu kommt das weit verbreitete Denken, dass der Schlaganfall eine nicht therapierbare Krankheit ist.Lediglich jeder vierte Betroffene erreicht innerhalb der ersten drei Stunden nach Einsetzen der Symptome das Krankenhaus. Insgesamt läuft die Therapie zu langsam an, da auch im Krankenhaus –in nicht spezialisierten Abteilungen –noch oft zu viel Zeit verloren wird.
Welche konkreten Ziele verfolgt die Stiftung in diesem Zusammenhang?
Ziel des Engagements der Stiftung in Bezug auf die Notfallversorgung von Schlaganfall-Betroffenen ist es:§das Symptomwissen in der Bevölkerung und bei den „Rettern“ sowie§das Wissen um die Gleichung: „Schlaganfall=Notfall=112“ zu erhöhen.Dadurch soll erreicht werden, dass:§beim Auftreten von Symptomen häufiger der Notruf getätigt wird und§die Einweisungszeiten insgesamt verkürzt werden.Durch diese Maßnahmen soll die Qualität der Behandlung insgesamt gesteigert werden. Weniger Betroffene würden langfristig unter schweren Einschränkungen leiden, die Kosten für die Sozialsysteme könnten gesenkt werden. Die Stiftung geht somit im Gleichschritt mit den aktuellen Zielen der Gesundheitspolitik: Kosteneinsparung durch Qualitäts-und Effektivitätssteigerung.
Quellen: Special Eurobarometer 414 (2014). Europäische Kommission; und: Stroke. April 2014